Warum Barrierefreiheit im Web für Unternehmen wichtig ist
Barrierefreiheit im Internet bedeutet, dass Ihre Website so gestaltet ist, dass wirklich jeder Mensch sie nutzen kann – unabhängig davon, ob er oder sie Einschränkungen beim Sehen, Hören, der Motorik oder dem Verständnis hat.
Das betrifft nicht nur dauerhaft betroffene Menschen, sondern auch:
- ältere Nutzer mit nachlassender Sehkraft,
- Menschen in lauter Umgebung, die keinen Ton hören können,
- Personen mit gebrochenem Arm, die nur eine Hand nutzen können,
- Nutzer mit älteren Smartphones, deren Displays kleiner oder weniger kontraststark sind.
Für Unternehmen ist Barrierefreiheit nicht nur eine Frage der Inklusion – sie ist auch ein handfester Wettbewerbsvorteil.
Wer seine Website barrierefrei gestaltet, öffnet sein Angebot für eine breitere Zielgruppe. Das führt zu:

- mehr Reichweite,
- höherer Kundenzufriedenheit,
- einem positiven Markenimage, das Vertrauen schafft.
Gleichzeitig werden die gesetzlichen Anforderungen strenger. In Deutschland gilt seit 2021 das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das ab Juni 2025 auch für viele private Unternehmen zur Pflicht wird. Wer bis dahin seine digitale Präsenz nicht optimiert, riskiert nicht nur den Verlust potenzieller Kunden, sondern auch rechtliche Probleme.
Beispiel aus der Praxis:
Ein lokaler Zahnarzt, dessen Website gut mit Screenreadern funktioniert und klare Kontraste bietet, gewinnt nicht nur Patienten mit Sehbeeinträchtigung, sondern auch viele ältere Patienten, die seine Seite ohne Anstrengung bedienen können.
Was bedeutet Barrierefreiheit im Web konkret?
Die Grundlage für barrierefreies Webdesign liefern die WCAG-Richtlinien (Web Content Accessibility Guidelines). Sie sind weltweit anerkannt und bieten einen klaren Rahmen, um digitale Inhalte für alle zugänglich zu machen. Neben den internationalen Standards dienen sie auch als Orientierungshilfe für nationale Gesetze und Vorschriften. Sie definieren nicht nur allgemeine Prinzipien, sondern liefern auch konkrete Prüfkriterien und Erfolgskriterien, die messbar und nachvollziehbar sind. Dadurch können Unternehmen und Agenturen systematisch überprüfen, ob ihre Websites barrierefrei sind, an welchen Stellen noch Lücken bestehen und welche Verbesserungen sofort umgesetzt werden können. Für kleinere Betriebe bedeutet das eine klare Checkliste, mit der man Schritt für Schritt vorgehen kann, ohne sich in zu technische Details zu verlieren.
Die vier Grundprinzipien:
- Wahrnehmbar
Inhalte müssen für alle Sinne zugänglich sein.
- Bilder mit Alternativtext: Beschreiben Sie nicht nur, was zu sehen ist, sondern auch, welche Funktion das Bild erfüllt („Symbol für Kontaktformular“ statt „rotes Icon“).
- Untertitel für Videos: Ermöglichen Menschen mit Hörbeeinträchtigung, den Inhalt zu verstehen, und helfen auch allen, die Videos in einer lauten oder stillen Umgebung ohne Ton ansehen.
- Hohe Farbkontraste: Schwarz auf Weiß ist der Klassiker – aber auch dunkles Blau auf hellem Gelb kann hervorragend lesbar sein.
- Bedienbar
Die Website muss sich komplett ohne Maus bedienen lassen.
- Tastatur-Navigation: Mit der Tab-Taste können Nutzer von Element zu Element springen.
- Klare Fokus-Markierungen: Nutzer müssen sehen können, wo sie sich gerade befinden.
- Vermeidung von Zeitdruck: Formulare oder Prozesse, die nach wenigen Sekunden ablaufen, setzen Menschen mit motorischen oder kognitiven Einschränkungen unnötig unter Druck.
- Verständlich
Inhalte und Navigation müssen leicht begreifbar sein.
- Einfache Sprache: Vermeiden Sie unnötige Fachbegriffe, wenn sie nicht erklärt werden.
- Logische Navigation: Menüeinträge sollten selbsterklärend sein – „Leistungen“ statt „Wir für Sie“.
- Fehlerfreundlichkeit: Formulare sollten klar sagen, was falsch eingegeben wurde und wie es korrigiert werden kann.
- Robust
Ihre Website muss mit verschiedenen Endgeräten, Browsern und Hilfsmitteln funktionieren.
- Saubere HTML-Struktur: Überschriften (H1–H3) in logischer Reihenfolge, Buttons mit eindeutigen Labels.
- ARIA-Attribute: Ergänzende Informationen für Screenreader, z. B. „Navigation Hauptmenü“.
- Zukunftssicherheit: Auch mit neuen Browser-Updates oder auf bisher unbekannten Geräten soll die Seite korrekt funktionieren.
Häufige Fehler, die Nutzer ausschließen
Viele Websites scheitern nicht an komplexen technischen Barrieren, sondern an vermeidbaren Kleinigkeiten:
- Fehlende Alternativtexte
Ohne Beschreibung im Code bleiben Bilder für Screenreader-Nutzer unsichtbar.
Praxis-Tipp: Machen Sie den „Bildtest“ – deaktivieren Sie Bilder im Browser und prüfen Sie, ob der Seiteninhalt trotzdem verständlich ist. - Schlechte Farbkontraste
Pastellfarben oder hellgraue Schrift sehen oft modern aus, sind aber für viele schwer lesbar.
Praxis-Tipp: Testen Sie Ihre Farbkombinationen mit dem kostenlosen Contrast Checker von WebAIM. - Unklare Navigation
„Hier klicken“ sagt Screenreader-Nutzern nichts. Linktexte müssen den Zweck klar benennen, z. B. „Angebotsformular öffnen“. - Keine Tastaturbedienung
Wenn ein Formular nur per Maus ausgefüllt werden kann, schließen Sie Nutzer ohne Maus komplett aus.
So machen Sie Ihre Website barrierefrei
Schnelle Maßnahmen
- Kontraste verbessern: Mindestens 4,5:1 Verhältnis zwischen Text- und Hintergrundfarbe. Prüfen Sie Ihre Farbwahl regelmäßig, insbesondere wenn Sie neue Inhalte hinzufügen.
- Alternativtexte ergänzen: Kurz, präzise, aussagekräftig. Vermeiden Sie generische Beschreibungen wie „Bild1“ und erklären Sie stattdessen die Funktion oder Bedeutung.
- Formulare beschriften: Jedes Feld mit einer klaren Beschriftung versehen. Auch Fehlermeldungen sollten eindeutig sein, z. B. „Bitte geben Sie eine gültige Telefonnummer ein“.
- Klickflächen vergrößern: Buttons und Links sollten ausreichend groß sein, damit sie auch auf mobilen Geräten oder mit motorischen Einschränkungen leicht zu bedienen sind.
- Einfache Sprache nutzen: Besonders in Überschriften und Call-to-Action-Buttons hilft klare Sprache, Missverständnisse zu vermeiden.
Technische Optimierungen
- Sauberes HTML: Strukturierte Überschriften, semantische Tags für Tabellen und Listen. Achten Sie darauf, dass Überschriften in logischer Reihenfolge angelegt sind.
- Responsive Design: Passt sich automatisch an jede Bildschirmgröße an. Testen Sie nicht nur auf modernen Smartphones, sondern auch auf älteren Geräten.
- ARIA-Attribute: Erklären Screenreadern, wie Elemente zu verstehen sind. So können beispielsweise Navigationsbereiche, Banner oder Hauptinhalte klar ausgezeichnet werden.
- Fehlerbehandlung: Achten Sie darauf, dass Eingabefehler sofort angezeigt und verständlich erklärt werden.
- Tastaturfreundlichkeit: Stellen Sie sicher, dass alle interaktiven Elemente ohne Maus erreichbar sind.
Testen mit Tools
- WAVE: Zeigt visuell, wo Barrieren bestehen, und liefert konkrete Verbesserungsvorschläge.
- Google Lighthouse: Prüft Accessibility, SEO, Performance und gibt eine numerische Bewertung.
- NVDA / VoiceOver: Screenreader zum Testen der Nutzbarkeit. Probieren Sie selbst aus, ob Inhalte vorgelesen werden und ob Navigationselemente klar bezeichnet sind.
- Colour Contrast Analyser: Ein Tool, um Kontrastwerte von Text und Hintergrund exakt zu messen.
- Keyboard-Only-Test: Navigieren Sie Ihre Seite nur mit der Tab-Taste, um Schwachstellen sofort zu erkennen.
Barrierefreiheit als Teil von gutem Webdesign
Barrierefreiheit verbessert automatisch:
- Benutzerfreundlichkeit – klare Struktur hilft allen.
- SEO – Google erkennt sauberen Code und klare Inhalte besser.
- Markenwahrnehmung – Sie zeigen, dass Ihnen Kundenerlebnis wichtig ist.
Beispiel:
Ein Möbelhändler, der Alternativtexte nutzt, wird in der Google-Bildersuche besser gefunden – und hilft gleichzeitig sehbehinderten Nutzern, seine Produkte zu verstehen.
Fazit
Barrierefreiheit im Web ist längst kein „nice to have“ mehr, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor. Wer heute noch denkt, dass sich dieses Thema nur auf Menschen mit Behinderung beschränkt, übersieht die enorme Reichweite: Jeder, der einmal in der Sonne sein Smartphone kaum lesen konnte, ein Video ohne Ton anschauen musste oder im Alter Schwierigkeiten mit kleinen Schriften hat, profitiert von einer barrierefreien Website.
Das macht Barrierefreiheit zu einem echten Wettbewerbsvorteil:
- Ihre Inhalte werden von mehr Menschen verstanden und genutzt.
- Sie zeigen Verantwortung und stärken das Vertrauen in Ihre Marke.
- Sie sind rechtlich auf der sicheren Seite – besonders mit Blick auf das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das ab 2025 auch für viele private Unternehmen verpflichtend wird.
- Und nicht zuletzt: Viele Maßnahmen, die die Barrierefreiheit verbessern, sorgen gleichzeitig für bessere Rankings bei Google. Denn Suchmaschinen bevorzugen klare Strukturen, eindeutige Beschriftungen und schnelle Ladezeiten.
Mit anderen Worten: Barrierefreiheit bedeutet nicht mehr Arbeit – sondern weniger verlorene Chancen.
Unser Angebot für Sie:
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So stellen Sie sicher, dass Ihre Website nicht nur gut aussieht, sondern auch von allen Menschen problemlos genutzt werden kann.
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